So schützt du deine Hand vor Schnittverletzungen

Entgraten eines Kunststoffteils mit Schnittschutz-Handschuhen
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Vom Blatt Papier bis zum scharfkantigen Blech – Schnittverletzungen sind eine der häufigsten Unfallmuster in Industrie und Handwerk. Vor allem die Hände sind gefährdet, da sie oft in direktem Kontakt mit Maschinen, Werkzeugen und Werkstoffen sind. Wir zeigen, wo Schnittverletzungen lauern und mit welchem Schnittschutzhandschuh man am besten vorbeugt.

Situationen mit großer Schnittgefahr

Zahlen lügen nicht. Und die Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) legen in ihrem Report zum Arbeitsunfallgeschehen von 2016 nahe, dass die Schnittgefahr im Umgang mit Werkzeugen ein nicht zu unterschätzendes Risiko darstellt. Mehr als die Hälfte (55,7%) aller meldepflichtigen Unfälle mit nicht kraftbetriebenen Werkzeugen werden von Messern, Kochmessern und Cuttern verursacht. Hinzu kommen noch Schnittverletzungen durch verschiedene Scheren und Sägen.

Auch bei Verletzungen, die durch kraftbetriebene Handwerkzeuge verursacht werden, sind Schnitte keine Seltenheit. Hier sind mit 9,3 Prozent aller Unfälle in erster Linie handgeführte Kreissägen zu erwähnen. Unfälle mit stationären Schneidemaschinen, Sägen und Co kommen ebenfalls locker über 20%.

Was uns diese Zahlen sagen? Erstens ist Schnittschutz ein relevantes Thema, das zweitens von vielen Arbeitern aber auch Verantwortlichen offenbar nicht mit der nötigen Sorgfalt behandelt wird. Gefährdungen am Arbeitsplatz lassen sich durch technische Schutzmaßnahmen, durch Änderung des Arbeitsverfahrens oder durch Verwendung ungefährlicher Stoffe/Werkzeuge vermindern. Auch eine Schulung der Arbeitskräfte im Hinblick auf sicherheitsgerechtes Verhalten ist sinnvoll. Komplett verhindern lassen sich gefährliche Situationen trotzdem nicht. Wohl aber ihre Folgen.

So schützt dich ein guter Schnittschutzhandschuh

Für den richtigen Schutz und besten Tragekomfort sollte der Schnittschutzhandschuh für die zu verrichtenden Arbeiten ausgelegt und qualifiziert sein. Entscheidend ist die richtige Kombination der verwendeten schnitthemmenden Materialien für optimalen Tragekomfort sowie einer passenden Beschichtung bei gestrickten Modellen für guten Grip.

Schnittschutzhandschuh in Aktion (Foto: Thomas Junker / W+R INDUSTRY GmbH)

Bei gestrickten Handschuhen bildet eine schnitthemmende Faser das Grundgerüst von Schnittschutzhandschuhen. Weit verbreitet sind die Materialien HPPE , Glasfaser und Kevlar®, die zum Teil auch kombiniert in Arbeitshandschuhen verarbeitet werden.

  • HPPE (High Performance Polyethylene) mit ihrem bekanntesten Vertreter Dyneema®, die sich auf Grund ihrer hohen spezifischen Festigkeit (Verhältnis der Festigkeit zum Gewicht) perfekt für die Herstellung von Schutzbekleidung eignen. Handschuhe aus HPPE sind dünn, flexibel sowie robust und ermöglichen einen hervorragenden Schnittschutz
  • Fasern aus Kevlar® sind ebenfalls stark schnitthemmend, haben darüber hinaus den Vorteil sehr hitzebeständig zu sein.
  • Bei sehr robusten Einsätzen mit noch höherem Schnittrisiko werden die Kunstfasern wie HPPE oder Kevlar® noch um eine Stahlseele oder eine Glasfaser gesponnen, was die Schnittschutzhemmung nochmals deutlich erhöht, aber gewisse Abstriche an der Fingerfertigkeit mit sich bringt.

Je nach Ausprägung der mechanischen Belastung und ob der Anwender mit Flüssigkeiten und oder öligen Teilen in Berührung kommt, wird die Art der Beschichtung gewählt. Die gebräuchlichsten Beschichtungen, die für Schnittschutzhandschuhe verwendet werden sind PU (Polyurethan), Latex und Nitril.

  • PU-Handschuhe sind langlebig, strapazierfähig und bieten besten Grip, insbesondere bei öligen oder nassen Teilen.
  • Nitril-Handschuhe, vor allem mit einer Nitrilschaum-Beschichtung, bieten durch ihre mikroporöse Struktur eine gute Atmungsaktivität und ausgezeichnete Griffigkeit, auch bei feuchten oder leicht verölten Oberflächen.
  • Auch Latex-Schnittschutzhandschuh bieten eine ausgezeichnete Griffigkeit, sind jedoch silikonhaltig und werden bevorzug im Außenbereich eingesetzt. Hier zeigt die aufgeschäumte, dickere Beschichtung vor allem dann ihre Vorzüge, wenn grobkörnige Oberflächen wie Pflastersteine zu verlegen sind.

Latexallergiker sollten auf Nitril oder PU zurückgreifen. Einige Hersteller lassen ihre Handschuhe auch auf Hautverträglichkeit, verwendete Materialen und Schadstoffe prüfen. Gängige Zertifizierungen sind beispielsweise Dermatest® oder der STANDARD 100 by OEKO-TEX®.

Die natürliche Variante Leder-Schnittschutzhandschuhe ist robust, bietet einen tollen Tragekomfort und kann bei guter Pflege gefühlt „ewig“ halten. Hier wird der Schnittschutz durch ein zusätzliches schnitthemmendes Futter in der Handfläche oder zusätzlich auch auf dem Handrücken erreicht. Das Leder übernimmt die Funktion des Stichschutzes, schützt seinerseits auch das Schnittschutzfutter vor Abrieb und bietet einen guten Grip.

Zusätzlichen Schutz bieten Modelle mit Stulpen, die vor allem den Puls schützen. Auch Verstärkungen in kritischen und/oder besonders beanspruchten Bereichen, wie zum Beispiel in der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger, können sinnvoll sein.

Darauf solltest du bei einem Arbeitshandschuh achten

Zunächst ist wichtig, dass ein Schnittschutzhandschuh überhaupt getragen wird. Deshalb sollte er komfortabel sein, eine anatomische Passform haben und feinfühlig sein. Bei der Vielzahl an neuen schnittfesten Materialien, die auch hochfeste Schnittschutzhandschuhe leicht und komfortabel machen, wäre es fahrlässig, auf diesen Teil der PSA nur aus Bequemlichkeit zu verzichten.

Für die Normierung von Handschuhen mit Schnittschutz gilt die Norm DIN EN 388 zum Schutz vor mechanischen Risiken. Sie ist an dem Piktogramm mit Hammer einfach zu erkennen und gibt nicht nur Auskunft über die Schnittschutz-Leistung, sondern auch über den Schutz vor anderen mechanischen Gefahren wie Abrieb oder Durchstich- und Weiterreißfestigkeit. Die zweite Zahl in dem vierstelligen Zahlencode unter dem Piktogramm gibt die Schnittfestigkeit an. Die Skala reicht von1 bis 5 – dabei gilt, je höher die Zahl desto größer der Schutz.

Bei speziell verstärkten Handschuhmaterialien (z.B. mit Stahlseele oder Glasfaser), muss zusätzlich die Schnittfestigkeit nach ISO 13997 nachgewiesen werden. Die Standhaftigkeit gegenüber Schnitten wird hier mit einem Buchstaben (von A bis F) als fünftem Wert unter dem Piktogramm angegeben. Handschuhe mit Level F bieten hier den höchsten Schnittschutz.

Zu beachten:

Dem Schutz beim Einsatz von Kettensägen ist eine eigene Norm, die EN 381-7 gewidmet. Diese Anforderungen können die Handschuhe nach DIN EN 388 nicht abdecken.

Ein Beispiel

Der Schnittschutzhandschuh MITAR S von W+R INDUSTRY ist hoch schnitthemmend, passt sich durch sein nahtloses 3D-Gestrick perfekt an die Hand an und bietet einen hohen Tragekomfort. Der feine Handschuh aus HPPE und Glasfaser ist zertifiziert nach EN 388:2016 (4 5 4 2 D) und hat einen hohen Schnittschutz (Level D) nach EN 13997.

Eine ECOGRIP® ½ -Tauchung aus gesandeten Nitril ermöglicht ein sicheres Handling nasser und trockener Teile. Die Beschichtung ist ölbeständig, flüssigkeitsabweisend und atmungsaktiv. Als zusätzlichen Schutz vor Verletzungen in der Daumenbeuge hat der Handschuh eine Verstärkung zwischen Zeigefinger und Daumen.

Der Schnittschutzhandschuh Mitar S von W+R (Foto: W+R INDUSTRY GmbH)

Außerdem verfügt der Handschuh über eine naturbelassene Baumwollstulpe. Der Handschuh wurde von Dermatest® auf seine Hautverträglichkeit getestet und erhielt die Note „sehr gut“, zudem ist er gemäß STANDARD 100 by OEKO-TEX® (Zertifikatsnummer: 16.0.96534) zertifiziert.

Unsere Hände sind unser wichtigstes Arbeitsmittel. Deshalb sollte es für uns immer Priorität haben, sie optimal zu schützen.

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